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Warum es sich lohnt, den eigenen Job zu hacken

Für alle, die die Vortrags-Diskussion 'Zukunft in Agenturen' beim cw coaching campus am 07. März verpasst haben, hat Andreas Steinert hier seinen Vortrags-Impuls zusammengefasst:

Warum sollten Agenturmanager ihren eigenen Job hacken? Für eine Antwort möchte ich mit Ihnen zunächst einmal die beiden Komponenten „eigener Job“ und „Job hacken“ unter die Lupe nehmen:

Fangen wir mit dem „eigenen Job“ an:

Egal ob Partner, Geschäftsführer, HR-Manager oder sonstige Führungskraft – Sie nehmen in Ihrer Agentur eine hierarchisch definierte Managementfunktion war.

Damit liegt der Fokus Ihrer Aufmerksamkeit darauf, die Agentur oder den von Ihnen verantworteten Teil durch Leistung zum Erfolg zu führen.

Für dieses Ziel setzt Managen auf

  • Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit und Effizienz

  • durch funktionierende Strukturen und

  • standardisierte Prozesse.

„Job hacken“ hört sich dagegen brachial und einschneidend an. BBC definiert „Hacking“ als

  • Breaking the rules, typically in small ways,

  • to net you greater efficiency

  • from the working systems you’re stuck within

„Den eigenen Job hacken“ könnte dann also auch so übersetzt werden:

  • durch nicht-regelkonformes Verhalten in kleinen Schritten

  • für sich und die Agentur

  • aus dem Arbeitssystem mehr Nutzen erzielen.

Auf der linken Seite sehen wir also Manager, die mit geregelten Abläufen das Geschäft am Laufen halten, auf der rechten Seite „Hacker“, die Regeln brechen, um noch mehr Nutzen zu generieren. Das hört sich in einer Entweder-oder-Welt ziemlich verwirrend und widersprüchlich an. Warum reichen die management-typischen Vorgehensweisen eigentlich nicht mehr aus? Wie hoch sind die mit dem „Regeln brechen“ verbundenen Risiken? Und sollen jetzt alle Agentur-Manager etwa zu „Hackern“ mutieren? In einer Sowohl-als-auch-Welt stellen sich diese Fragen nicht – zumindest so nicht. Hier hören sie sich dann eher so an: Was können Agentur-Manager von Job-Hackern lernen? Welche neuen Chancen kann ich meinem Unternehmen damit verschaffen? Und welchen Zusatznutzen kann diese Vorgehensweise stiften?

Eine Neubewertung bisheriger Regeln und Risikoabschätzungen

Dass wir gut daran tun, eine Neubewertung bisheriger Regeln und Risikoabschätzungen vorzunehmen, zeigt ein Blick auf das heutige „Working System“ oder „Arbeitssystem“. Viele Führungskräfte haben mittlerweile den Eindruck, dass das System macht, was es will: es lebt, es verändert sich, es ist manchmal sprunghaft – kurz, es ist komplex und dadurch unberechenbar. So wie die sprunghaft verlaufende Digitalisierung der Medienwelt oder die steigenden Kundenerwartungen an die Flexibilität, Multiprofessionalität und Preisgestaltung von Agenturen. Oder die wachsenden Mitarbeiteransprüche an ein anspruchsvolles Arbeitsumfeld bei zugleich sicheren, finanziell attraktiven und mit dem Privatleben vereinbaren Konditionen. Oder auch die unerschütterlichen Erwartungen der Controller und Gesellschafter an zuverlässige Prognosen und ansprechende Renditen – trotz aller Marktverwerfungen und Volatilität.

Ein solches System-Umfeld stellt für das Management von Agenturen eine echte Zumutung dar, weil es ständig die Pläne durchkreuzt, die auf der linken Seite gemacht werden und mit uns scheinbar macht, was es will. Mitarbeiter, die sich nicht bedingungslos in die Arbeit stürzen, Kunden, die nur noch Projektaufträge vergeben und trotz erfolgreicher Arbeit die Agentur wechseln, Gesellschafter, die die Volatilität des Geschäfts einfach ignorieren – mit funktionierenden Strukturen und standardisierten Prozessen – also der linken Seite alleine – bekommen wir dieses Working System nicht mehr in den Griff. Sprunghafte Entwicklungen und widersprüchlichen Anforderungen lassen sich nicht einfach mit den eingeübten Strukturen und Prozessen „wegmanagen“.

VUCA lässt sich nicht „wegmanagen“

Was ist da bloß los mit unserem „Working System“? Seit noch nicht allzu langer Zeit werden die wachsende Unberechenbarkeit und die dadurch abnehmende Planbarkeit mit VUCA, dem Akronym für „volatility, uncertainty, complexity, ambiguity“ beschrieben. Jetzt ist es sicherlich schön, mit VUCA für diese zunehmenden Herausforderungen ein Wort zu haben. Noch schöner wäre es natürlich eine Antwort zu haben, wie man als Agentur-Manager mit einem solchen VUCA-Umfeld besser umgehen kann. Was tun? Sie ahnen es schon – wir haben dazu einen Vorschlag. Der entscheidende Schritt ist, für sich einen angemessenen Umgang mit der Komplexität des „Working Systems“ zu finden.

Denn der Schlüssel zur VUCA-Bewältigung liegt nicht in der Entweder-Oder-Welt: entweder noch mehr managen, oder nur noch „hacken“. Die VUCA-Welt bleibt zunächst einmal das, was sie ist: eine Störung unserer produktiven Managementroutinen. Wenn wir aber ergänzend dazu netzwerkartige Strukturen ermöglichen und fördern, dann machen wir den Weg in der Agentur frei, selbstverantwortlich, experimentell und kollaborativ Antworten auf die volatilen, unsicheren, komplexen und widersprüchlichen Herausforderungen des „Working Systems“ zu finden. Der entscheidende Schritt ist also, sich in eine Sowohl-als-auch-Welt aufzumachen.

Job hacken heißt, komplementäre Netzwerke zu kultivieren

Dieser Vorschlag geht zurück auf das, was der Change-Management-Guru John P. Kotter seit 2012 als „Dual Operating System“ bezeichnet. Kotter geht davon aus, dass hierarchische Strukturen und organisationale Management-Prozesse (also die linke Seite) perfekt darauf ausgerichtet sind, das eigentliche Geschäft abzuwickeln. Durch ihre Effizienzorientierung vermeiden diese Prozesse zugleich Risiken. Dabei blenden Sie dann aber auch jeglichen Veränderungsdruck als Produktivitäts-Störungen aus. In der Folge entstehen so die Schwierigkeiten, sich an neue „VUCA“ Umfeld-Bedingungen anzupassen.

Kotter empfiehlt daher, ergänzend zum hierarchischen Management-System Netzwerke im Unternehmen zu kultivieren, die auf strategische Initiativen fokussiert sind. Das zweite System besitzt eine satellitenförmige Struktur, die sich kontinuierlich und mit Leichtigkeit wandelt. Nach Bedarf bilden sich aufgabenorientierte temporäre Teams, um mit hohem Tempo effektive und innovative Lösungen für diese strategischen Themen zu entwickeln und umzusetzen.

In diesem Sinn kann es sich also lohnen, den eigenen Job zu hacken.

Denn gutes Agentur-Management, mit Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit und Effizienz, mit funktionierenden Strukturen und standardisierten Prozessen führt unter VUCA-Bedingungen nicht mehr alleine zum Erfolg. Die bisherige Vorgehensweise braucht eine Ergänzung.

Hacking im Sinne von gezieltem, lösungsorientierten, kollaborativem und selbstverantwortlichen Experimentieren öffnet eine komplementäre, effiziente und produktive Vorgehensweise, um Antworten für das heutige „working system“ zu finden.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter www.hackyourjob.de

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